Dienstag, 5. Juni 2007
Arbeiten um jeden Preis?
nizzre dravelven, 13:32h
Gerade ist mein Mann auf dem Weg zum Arbeitsamt. Nein, arbeitslos ist er nicht. Im Gegenteil. Er schuftet mehr als 50 Stunden die Woche und bekommt dafür gerade einmal 1.200 Euro. Sein Stundenlohn liegt also bei 5,70 Euro. Wohlwollend gerechnet - denn bei 50 Stunden bleibt es oft nicht. Und Überstunden werden nicht bezahlt.
Nun fragen Sie sich sicher: "Was für einen armseeligen Job muss dieser Mann machen, der so mies bezahlt wird? Männliche Klofrau? Schiffschaukelbremser? Spargelstecher?"
Alles falsch.
Mein Mann ist Filialleiter für einen Computer-Discounter, der seinen Sitz im idyllischen Magstadt im Süden Deutschlands hat.
Seit Januar. Und weil die Computer und Computerteile, die, nennen wir sie mal X & Y Electronic AG, übers Internet und in seinen Filialen in den großen Städten Deutschlands verkauft, schön billig sein müssen, muss eben alles billig sein. Vor allem die Arbeitskräfte.
Und das geht so:
Man eröffnet eine neue Filiale und sucht dafür einen Filialleiter und einen Mitarbeiter.
Natürlich bewerben sich jede Menge Menschen, die froh sind, überhaupt wieder einen anständigen Job zu kriegen (im Fall meines Mannes, weil er von seinem vorherigen Arbeitgeber, der großen Versicherung mit A mit 9.000 anderen wegrationalisiert worden war).
Wer sich aufgrund seiner Qualifikation als Filialleiter eignet, dem wird versprochen, dass er - wenn er erstmal mit einem normalen Mitarbeiter-Vertrag einverstanden ist - nach 2-3 Monaten seinen entgültigen Vertrag als Filialleiter bekommt. Unbefristet natürlich. Klingt gut. Ist es aber nicht.
Erst einmal heisst es nämlich: Ein paar Tage kostenlos probearbeiten. Ist verboten. Interessiert aber keinen. Und wer arbeitslos ist und eine Familie zumindest mit ernähren muss, der hat eh kaum eine Wahl.
Dann fängt man an - als normaler Mitarbeiter mit einem befristeten Vertrag. Der im August ausläuft.
Aber kein Problem: Schließlich hat einem ja der Bezirksleiter ganz fest zugesagt, dass man Filialleiter wird, sobald man bewiesen hat, dass man dafür qualifiziert und engagiert genug ist.
Also arbeitet man engagiert und akzeptiert, dass man mit nur zwei Leuten die komplette Arbeitswoche in einem Einzelhandelsgeschäft ableisten muss.
Und dass die Sicherheits- und Unternehmensvorschriften dafür sorgen, dass man morgens um 9.30 Uhr beginnt und abends um 19.30 frühestens raus kommt. Natürlich gibt es keine Mittagspause - bzw. nur theoretisch, weil durchgehend geöffnet sein muss. Auch Samstags - da aber nur bis 17 Uhr.
Einmal im Monat muss dann noch Komplettinventur gemacht werden - außerhalb der Ladenöffnungszeiten.
Und wenn Messe ist, wer macht die Standbesatzung, baut auf und ab inkl. Teppich?
Natürlich, die Mitarbeiter aus den Ladengeschäften.
Wie? Da erscheint Ihnen ein Lohn von 5,70 Euro die Stunde irgendwie mickrig?
Aber bitte! Schließlich dürfen Sie arbeiten.
Und natürlich springen Sie Samstagnachts um 2 aus dem Bett, weil in den Laden eingebrochen worden ist und verbringen fröhlich die Nacht mit Sicherheitsfirma und Polizei.
Unbezahlt natürlich.
Sie sind ja dankbar für den Job.
Denn schließlich müssen Sie ihre Familie ernähren.
(Auch wenn Sie gar nicht mehr genau wissen, wer das eigentlich ist - aber sie glauben, ab und zu mal jemandem in ihrer Wohnung zu begegnen, der dazu gehören könnte.)
Natürlich klappt das mit dem Filialleiter-Job.
Also organisatorisch und von der Verantwortung her.
Nur der Vertrag, der lässt auf sich warten.
Inzwischen seid 2 Monaten.
Also gibt es auch weiterhin nur das schmale Mitarbeitergehalt.
Und der Vertrag ist ja auch nur bis August befristet.
Und deshalb musste mein Mann heute morgen zum Arbeitsamt, um sich arbeitslos zu melden.
Denn schließlich muss sich ein Arbeitnehmer mit Zeitvertrag 3 Monate vor Ablauf des selben beim Arbeitamt melden. Ansonsten gibt es ne Sperre. Weil man sich ja nicht rechtzeitig gemeldet hat.
Umgekehrt braucht der Arbeitgeber aber erst 2 Wochen vor Ablauf des Zeitvertrages mitzuteilen, ob der verlängert wird, oder nicht.
Allein das wäre wieder eine andere Geschichte wert, mal auszurechnen, was dieser verdrehte Bürokratenaufwand eigentlich die Solidargemeinschaft an Geld kostet.
Es lebe der flexible Arbeitsmarkt...
... und er lebt gut, von der Gutmütigkeit und Leidensfähigkeit der Menschen, die ernsthaft Arbeiten wollen.
Nun fragen Sie sich sicher: "Was für einen armseeligen Job muss dieser Mann machen, der so mies bezahlt wird? Männliche Klofrau? Schiffschaukelbremser? Spargelstecher?"
Alles falsch.
Mein Mann ist Filialleiter für einen Computer-Discounter, der seinen Sitz im idyllischen Magstadt im Süden Deutschlands hat.
Seit Januar. Und weil die Computer und Computerteile, die, nennen wir sie mal X & Y Electronic AG, übers Internet und in seinen Filialen in den großen Städten Deutschlands verkauft, schön billig sein müssen, muss eben alles billig sein. Vor allem die Arbeitskräfte.
Und das geht so:
Man eröffnet eine neue Filiale und sucht dafür einen Filialleiter und einen Mitarbeiter.
Natürlich bewerben sich jede Menge Menschen, die froh sind, überhaupt wieder einen anständigen Job zu kriegen (im Fall meines Mannes, weil er von seinem vorherigen Arbeitgeber, der großen Versicherung mit A mit 9.000 anderen wegrationalisiert worden war).
Wer sich aufgrund seiner Qualifikation als Filialleiter eignet, dem wird versprochen, dass er - wenn er erstmal mit einem normalen Mitarbeiter-Vertrag einverstanden ist - nach 2-3 Monaten seinen entgültigen Vertrag als Filialleiter bekommt. Unbefristet natürlich. Klingt gut. Ist es aber nicht.
Erst einmal heisst es nämlich: Ein paar Tage kostenlos probearbeiten. Ist verboten. Interessiert aber keinen. Und wer arbeitslos ist und eine Familie zumindest mit ernähren muss, der hat eh kaum eine Wahl.
Dann fängt man an - als normaler Mitarbeiter mit einem befristeten Vertrag. Der im August ausläuft.
Aber kein Problem: Schließlich hat einem ja der Bezirksleiter ganz fest zugesagt, dass man Filialleiter wird, sobald man bewiesen hat, dass man dafür qualifiziert und engagiert genug ist.
Also arbeitet man engagiert und akzeptiert, dass man mit nur zwei Leuten die komplette Arbeitswoche in einem Einzelhandelsgeschäft ableisten muss.
Und dass die Sicherheits- und Unternehmensvorschriften dafür sorgen, dass man morgens um 9.30 Uhr beginnt und abends um 19.30 frühestens raus kommt. Natürlich gibt es keine Mittagspause - bzw. nur theoretisch, weil durchgehend geöffnet sein muss. Auch Samstags - da aber nur bis 17 Uhr.
Einmal im Monat muss dann noch Komplettinventur gemacht werden - außerhalb der Ladenöffnungszeiten.
Und wenn Messe ist, wer macht die Standbesatzung, baut auf und ab inkl. Teppich?
Natürlich, die Mitarbeiter aus den Ladengeschäften.
Wie? Da erscheint Ihnen ein Lohn von 5,70 Euro die Stunde irgendwie mickrig?
Aber bitte! Schließlich dürfen Sie arbeiten.
Und natürlich springen Sie Samstagnachts um 2 aus dem Bett, weil in den Laden eingebrochen worden ist und verbringen fröhlich die Nacht mit Sicherheitsfirma und Polizei.
Unbezahlt natürlich.
Sie sind ja dankbar für den Job.
Denn schließlich müssen Sie ihre Familie ernähren.
(Auch wenn Sie gar nicht mehr genau wissen, wer das eigentlich ist - aber sie glauben, ab und zu mal jemandem in ihrer Wohnung zu begegnen, der dazu gehören könnte.)
Natürlich klappt das mit dem Filialleiter-Job.
Also organisatorisch und von der Verantwortung her.
Nur der Vertrag, der lässt auf sich warten.
Inzwischen seid 2 Monaten.
Also gibt es auch weiterhin nur das schmale Mitarbeitergehalt.
Und der Vertrag ist ja auch nur bis August befristet.
Und deshalb musste mein Mann heute morgen zum Arbeitsamt, um sich arbeitslos zu melden.
Denn schließlich muss sich ein Arbeitnehmer mit Zeitvertrag 3 Monate vor Ablauf des selben beim Arbeitamt melden. Ansonsten gibt es ne Sperre. Weil man sich ja nicht rechtzeitig gemeldet hat.
Umgekehrt braucht der Arbeitgeber aber erst 2 Wochen vor Ablauf des Zeitvertrages mitzuteilen, ob der verlängert wird, oder nicht.
Allein das wäre wieder eine andere Geschichte wert, mal auszurechnen, was dieser verdrehte Bürokratenaufwand eigentlich die Solidargemeinschaft an Geld kostet.
Es lebe der flexible Arbeitsmarkt...
... und er lebt gut, von der Gutmütigkeit und Leidensfähigkeit der Menschen, die ernsthaft Arbeiten wollen.
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